Schaumburger Zeizung vom 4. Juni 2018

Schätze aus Auetaler Garagen erfreuen die Besucher des Heimatmuseums

Oldtimer glänzen auf Museumshof

Der Heimatverein hat eingeladen und zahlreiche glänzende Oldtimer sind gekommen. Zwar hätte man sich mehr Besucher am und im Museum gewünscht, aber die Vorsitzende, Britta Springmann, war zufrieden. „Schön war´s“, so Springmann.

Bernhard Pfeiffer (re.) bewundert Karl Hartings BMW aus dem Jahr 1955. Foto: csu
Bernhard Pfeiffer (re.) bewundert Karl Hartings BMW aus dem Jahr 1955. Foto: csu

HATTENDORF. Gleich rechts am Eingang auf dem Gelände des Auetaler Heimatmuseums glänzt der Audi Baujahr 84/85 in Goldmetallic und Besitzer Friedrich Schulze und Werner Sapia waren sich einig: „Da muss man dranbleiben, dem Zahn der Zeit keine Chance lassen und kleine Schäden sofort beheben. Sonst kommt man nicht mehr dagegen an.“

Und dann standen sie da, in Reih und Glied und einer schöner als der andere – die Schätze aus den Garagen der Auetaler Oldtimerfreunde.

Da gab es zum Beispiel einen wunderschönen schwarzen Opel Rekord, gegen dessen Verlockungen der vorausschauende Besitzer gleich ein Schild mit der Aufschrift „Nur gucken – nicht anfassen!“ an den Rückspiegel gehängt hatte. Karl Harting war mit seiner BMW aus dem Jahr 1955 gekommen. Viel Farbe ins Spiel brachte der 56er Buick von Mario Wendt, den er vor gut zwei Jahren als US-Import erstanden hat und der vermutlich schon beim Anlassen satte fünf Liter schluckt, aber mit seiner Kühlerfigur in Flugzeugformat für dieserlei Unbillen locker entschädigt.

 

Mit Hunderten von Gästen hatte die Vorsitzende des Vereins für Heimatpflege Auetal, Britta Springmann, eh nicht gerechnet. Und die ausgezeichnete Festtagsstimmung, die sich locker während des ganzen Tages hielt, gab ihr recht. Auetaler und Besucher kamen und blieben gern und lange. Die Oldtimerfreunde hatten richtig viel Zeit für einen ausgiebigen Blick unter die Motorhauben und zum Fachsimpeln. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens hatte der Heimatverein das Oldtimertreffen am Museum organisiert. Das Catering-Team um Bärbel Gieseke hatte den Tisch reichlich gedeckt und für das leibliche Wohl allerhand auf die Kuchenplatten und in den Suppentopf gezaubert.

Zum Vereinsgeburtstag gehörte natürlich auch ein Gang durch das Heimatmuseum in der alten Hattendorfer Schule. Ob im Trauzimmer mit dem schönen roten Oma-Sofa, in der Küche mit dem alten Vertiko, das seinen Holzwurmbefall durch einen wohltemperierten Aufenthalt in der Auetaler Autolackiererei losgeworden war oder in der Schlafstube, in der Britta Springmann schnell noch die weniger schönen Nachthemden unter dem Federbett verschwinden lässt – überall erkennt der Besucher die Liebe zum Detail, mit der die Vereinsaktivisten hier mit den gekonnt arrangierten, uralten Exponaten Geschichten von damals erzählen. Und zu erzählen hat auch Springmann etwas in jedem Raum.

Von der Toilette, die, für Baujahr 1950 geradezu ultramodern, in der Lehrerwohnung und nicht auf dem Zwischenflur installiert war, über die Badewanne, die NDR-Mann Sven Tietzer bei seinem Besuch im Februar dieses Jahres höchstpersönlich getestet hatte und die mit ihrer unter dem Boden angebrachten Holzheizung wohl ordentlich Feuer unter dem Allerwertesten erzeugte.

In der Schulstube erhalten traditionell die dritten Klassen aus Rehren eine Unterrichtsstunde in Sütterlin-Schrift von Jörg Landmann, stilecht im Frack und mit Rohrstock. Dazu gehört dann selbstverständlich alle Mann aufstehen und ein gemeinsames „Guten Morgen, Herr Lehrer!“. Der Bereich für den Berufsstand der Ziegler und Bilder von der Knopffabrik fehlen ebenso wenig wie Stücke aus der Bergbaugeschichte Rolfshagens. Besonders freut sich die rührige Vereins-Chefin über die drei neuen Vitrinen, die für diese Saison angeschafft werden konnten und dem Raum mit dem Thema „Flucht und Vertreibung“ ein wenig die Schwere nehmen. In diesem alten Schulgebäude mit den knarrenden Dielen und den Zimmern voller „Früher“ erkennt so mancher ein längst vergessenes Stück Kindheit und Geschichte. O-Ton Britta Springmann: „Ein richtig schönes ,Zuhause-Gefühl‘ stellt sich ein.“

 

Autor:
Christel Sundermann