Schaumburger Zeitung vom 16. Oktober 2019

Ein Kreuz wie das in Coventry

Neues Exponat im Heimatmuseum / Symbol für Luftkrieg und Versöhnung

Hattendorf. Der Heimatverein Auetal ist mit seinem Museum an der Langenfelder Straße um ein Exponat von großer Symbolkraft reicher:  "Zum Tag des offenen Denkmals haben wir von Helmut Weikert aus Rodenberg ein ganz besonderes Geschenk bekommen _ ein Nagelkreuz" , berichtet Karl Hampel. Der Museumsleiter : " Das Kreuz besteht aus drei Handgeschmiedeten Kirchennägeln, die hunderte von Jahren alt sind."

Karl Hampel freut sich über das jüngste Exponat für das Heimatmuseum:ein von dem Rodenberger Helmut Weikert geschaffenes Nagelkreuz, wie es in der Kathedrale von Coventry steht.
Karl Hampel freut sich über das jüngste Exponat für das Heimatmuseum:ein von dem Rodenberger Helmut Weikert geschaffenes Nagelkreuz, wie es in der Kathedrale von Coventry steht.

Es steckt mit dem Fuß in einem nicht weniger alten Holzbalken, der einst zu einem Fachwerkhaus gehörte. Das Original des Nagelkreuzes steht in der St.-Michael´s - Kathedrale von Coventry (England) - und gilt weltweit als Symbol für den Luftkriegsterror des Zweiten Weltkriegs.

Helmut Weikert ist Zimmermeister und Seniorchef der Firma Weikert Holzbau. Der 1931 in Friedberg/

Niederschlesien gegründete Betrieb machte 1954 in Rodenberg einen neuen Anfang. "Wir haben in den zurückliegenden Jahren viel in Klöstern wie Marienwerder und Mariensee saniert" , berichtet Weikert. Dabei seien ebenso alte , handgeschmiedete Nägel angefallen wie beim Austausch der alten Fußbodendielen in einer Kirche in Wunstorf. "Nagelschmied" erinnert Weikert, "war früher ein Beruf und eine regelrechte

Kunst noch dazu." Nägel, wie diejenigen die er für das Hattendorfer Nagelkreuz verwendet hat, fänden sich daher auch in 250 bis 300 Jahre alten Bauernhäusern. Wenn jemand die alten Sachen nicht mehr will, nimmt Weikert sie mit, stellt sie in seinem kleinen Privatmuseum ausoder arbeitet sie auf und um.

"Das Nagelkreuz , welches Herr Weikert uns geschenkt hat, hat ein ähnliches Kreuz zum Vorbild , das in der St.-Michael´s - Kathedrale von Coventry steht" , berichtet Hampel. Die deutsche Luftwaffe hatte Coventry während des Zweiten Weltkriegs am 15. November 1940 bombardiert. Bei der sogenannten Operation Mondscheinsonate wurde neben den Industrieanlagen und großen Teilen der Innenstadt auch die im Spätmittel-

alter erbaute Kathedrale zerstört. 550 Menschen verloren bei dem Angriff ihr Leben. "Coventry" wurde zum weltweiten Symbol für deutsche Barbarei und die Schrecken des Luftkrieges.

Bei den Aufräumarbeiten in der Ruine des Gotteshauses fanden sich im Schutt drei große Zimmermannsnägel , die der damalige Domprobst Richard Howard bergen ließ. "Diese Nägel" , so der Museumsleiter , "hatten einst die Balken des Deckengewölbes der Kathedrale zusammengehalten". Howard ließ sie zu einem Kreuz zusammensetzen- dem "Nagelkreuz von Coventry".  "Ähnliche Kreuze" , sagt Hampel , "stehen heute als Zeichen der Versöhnung an vielen Orten der Welt - und zwar überall dort, wo Menschen sich der Aufgabe stellen, alte Gegensätze zu überbrücken und nach neuen Wegen in eine gemeinsame Zukunft zu suchen".

Die Nagelkreuzgemeinschaft , gegründet 1974 , ist heute eine christliche Gemeinschaft von mehr als 200 Kirchen, Bildungszentren und Friedensorganisationen in 30 Ländern . gegründet in der Geschichte von Coventry. Seit dem Jahre 2005 gibt es ein Nagelkreuz in der Frauenkirche in Dresden: Die Elbmetropole war durch alliierte Bomber zwischen dem 13. und 15. Februar 1945 weitestgehend zerstört worden; bis zu 25000  Menschen verloren dabei ihr Leben. Wie Coventry , wurde auch Dresden zum Symbol.

Im Heimatmuseum in Hattendorf soll Weikerts Nagelkreuz einen Ehrenplatz erhalten.

"Vermutlich", so Hampel . "wrden wir es neben dem Eingang zum Kirchenzimmer aufhängen , wo es thematisch gut hinpasst". Zwar hingen an der Stelle derzeit noch mehrere gerahmte Konfirmationsbilder , "doch die Menschen darauf kennt heute niemand mehr", sagt der Ehrenamtliche.

Am Sonntag 20. Oktober , ist das Heimatmuseum in Hattendorf wieder von 14 bis 17 Uhr geöffnet.