Schaumburger Zeitung vom 12. Oktober 2020

Corona-Saison schließt mit über 340 Besuchern

Promi-Hochzeit vorm Hattendorfer Schmiedefeuer

HATTENDORF. Fünf Hochzeiten vorm lodernden Schmiedefeuer, alle in nur einem Monat und drei davon sogar in nur einer Woche: Das ist der sehenswerte Rekord, mit dem sich das Heimatmuseum in Hattendorf Ende Oktober in die Winterpause verabschieden wird. Viele der Brautleute, die von den Trauzeugen mit Hammerschlagen auf den Amboss quais „zusammengeschmiedet“ wurden, hatten ihre auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie im Frühjahr angepeilte Hochzeit verschoben, wollten aber unbedingt noch vor Ende des Jahres den Bund fürs Leben schließen.

Hochzeit am Schmiedefeuer: Fünf Paare schlossen in diesem Jahr vor dem Heimatmuseum in Hattendorf den Bund fürs Leben. Foto: pr.
Hochzeit am Schmiedefeuer: Fünf Paare schlossen in diesem Jahr vor dem Heimatmuseum in Hattendorf den Bund fürs Leben. Foto: pr.

Besonders schön dabei: „Zu den Brautleuten, die sich bei uns vor der Auetaler Standesbeamtin Jutta Zessin das Ja-Wort gegeben haben, gehörte mit dem in der Techno- und House-Szene bekannten DJ Timo Maas auch ein Prominenter“, freut sich Karl Hampel, Chef des Heimatvereins. Der gebürtige Bückeburger Maas war in den Jahren 2003 und 2017 zwei Mal für den in Los Angeles verliehenen Musikpreis „Grammy Award“ nominiert worden. „Da seine Frau gebürtige Peruanerin ist, wurde die Hochzeitszeremonie live von Hattendorf nach Brasilien und Peru übertragen. Dort wohnt nämlich Verwandtschaft der Braut“, so Hampel nicht ohne Stolz. Da sie selbst nicht fließend deutsch spreche, sei ein vereidigter Dolmetscher bei der Zeremonie zugegen gewesen. Der Hattendorfer hat in seiner Zeit als Ehrenamtlicher zwar schon um die 60 Brautleute im oder am Heimatmuseum erlebt – „aber Timo Maas und seine Frau waren die Nettesten“, wie er sagt.

 

Solle der von allen Hochzeitsgästen herbeigesehnte Sonnenschein einmal unvermutet ausbleiben, „können wir die Feier binnen einer halben Stunde auch in den Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss des Museums verlegen“, betont Hampel.

 

Noch gut sind auch die Besucherzahlen des Heimatmuseums für 2020 – bedenkt man, dass die Saison, durch das Coronavirus bedingt, erst Anfang Juli beginnen konnte. „Wir werden unterm Strich 180 Besucher gehabt haben“, rechnet Hampel; darunter waren auch fünf Gruppen, die sich zu Führungen angemeldet hatten. Addiert man die 160 Gäste der diversen Hochzeiten hinzu, sind es sogar 340 Besucher.

 

Allerdings: „Wir hatten im Oktober mit dem ersten, dritten und letzten Sonntag immer drei Öffnungstage; den Letzten haben wir immer als Saisonabschluss mit Kartoffelpuffer & Co. gefeiert“, erinnert Hampel. Indes: „Bedingt durch die Corona-Pandemie, muss dieses ,Festessen’ am 25. Oktober leider ebenso ausfallen wie unsere Adventsfeier am 5. Dezember“, bedauert der Museumsleiter. Besagte Feier hätte nach vielen Jahren, in der sie in der Medicare-Seniorenresidenz Schäferhof in Rehren stattfand, diesmal im Heimatmuseum über die Bühne gehen sollen. Doch die Museumsmannschaft ist angesichts der sich ständig verändernden Corona- und Hygiene-Auflagen mit ihren schwankenden Teilnehmerzahlen für öffentliche und private Feiern verunsichert. Immerhin: „Wir werden das Museum am 25. Oktober ganz normal von 14 bis 17 Uhr öffnen – auch ohne Kartoffelpuffer“, betont Hampel.

 

Er hofft jetzt darauf, dass die Pandemie so weit abebbt, dass das Heimatmuseum am 1. Mai 2021 in die neue Saison starten kann. Dann nämlich soll nachgeholt werden, was in diesem Jahr auf der Strecke blieb und wegen Corona nicht gezeigt werden konnte: die Ausstellung zur 70-jährigen Geschichte des heutigen Museums, das einst Schule war sowie die Dampfmaschinen- und Blechspielzug-Schau. „Beide Präsentationen“, so Hampel, „sollen das ganze Jahr über zu sehen sein.“ In der besucherfreien Zeit wollen die Ehrenamtlichen Wandvitrinen beschaffen, um den Besuchern dann auch das auf einem Acker bei Escher gefundene Bechergewicht aus dem Dreißigjährigen Krieg (wir berichteten) zeigen zu können. Auch ein Motorwagen mitsamt einem alten, großen Elektromotor, soll dann auf einer von der Gemeinde gepflasterten Fläche im Außenbereich ausgestellt werden. Er stammt aus einer Scheune in Bernsen und wurde vermutlich in den 20er Jahren im Auetal unter den Bauern hin und her gereicht, um Dreschmaschinen und große Kreissägen zu betreiben.

 

Autor:

THOMAS WÜNSCHE