Schaumburger Zeitung vom 4. August 2021

Heimatmuseum Auetal erhält antike Schrotsäge

HATTENDORF. Stattlicher Neuzugang im Heimatmuseum in Hattendorf: Die Ehrenamtlichen um Museumsleiter Karl Hampel haben aus dem Besitz von Fritz Wenthe aus Rannenberg eine antike Schrotsäge mit Hobelzähnen als Geschenk erhalten. Das Exemplar, das nur von zwei Männern gleichzeitig zu bedienen war und eine stattliche Länge von 1,70 Metern aufweist, hat einen Ehrenplatz im Eingangsbereich des Ex-Schulgebäudes erhalten; dort ergänzt es nun die große Hobelsammlung in den beiden Wandvitrinen.

Rund 1,70 Meter lang: Rainer Bruns hat für die Schrotsäge einen Platz im Eingangsbereich des Heimatmuseums gefunden. Foto: tw
Rund 1,70 Meter lang: Rainer Bruns hat für die Schrotsäge einen Platz im Eingangsbereich des Heimatmuseums gefunden. Foto: tw

HATTENDORF. „Die Schrotsäge stammt vom Ende der 1930er-Jahren und wurde nachweislich im Radener Forst zum Sägen von Buchen eingesetzt. Ein Hersteller ist nicht bekannt“, berichtet Rainer Bruns; der Ehrenamtliche gehört zur sogenannten Mittwochsrunde, die sich einmal die Woche im Museum trifft, um all die Dinge zu erledigen, die so anfallen. In dieser Runde ist Bruns nicht zuletzt wegen seiner Fertigkeiten als Restaurator geschätzt. „Die Schrotsäge“, sagt er, „war noch bis Anfang der 1950er-Jahre im Einsatz. Danach wurde sie von einer Motorsäge abgelöst.“

 

Der Sohn von Fritz Wenthe habe sich via Telefon im Museum gemeldet und angefragt, ob die Ehrenamtlichen für das Werkzeug seines Vaters Verwendung hätten. Denn aufgrund ihrer sperrigen Länge und ihrer Scharfkantigkeit eigne sich die Schrotsäge nur schlecht, um sie zu Hause aufzubewahren – und zum Wegwerfen sei sie wiederum viel zu schade. Doch selbst im Heimatmuseum an der Langenfelder Straße war es nicht ganz einfach, einen passenden Wandplatz für das Exemplar zu finden.

Vor dem Fällen eines Baumes wurde ein Stahlkeil von zwei Mann abwechselnd mit der Axt in den Stamm gehackt. Soll heißen: Bevor die jeweilige Buche abgesägt wurde, wurde ein Keil in den Baumstamm getrieben; er bestimmte die Richtung, in welche der Baum nach dem Sägen fallen sollte. „Das“, betont der Ehrenamtliche, „ging nur mit der Axt und nicht mit der Schrotsäge.“ Letztere sei dafür nicht geeignet gewesen, weil die Männer dann schräg von oben in die Längsfaser des Holzes gesägt hätten – „das wäre nicht gut gegangen“, meint Bruns. Eine solche Arbeit sei nur mit den heutigen Motorsägen möglich.

Beim Sägen kam es dann darauf an, dass abwechselnd gezogen und entlastet wurde. Nur so, durch perfekte Zusammenarbeit der beiden Arbeiter, wurde verhindert, dass die Säge sich im Baumstamm verklemmte.

 

Geschärft wurde die Schrotsäge nach getaner Arbeit und nachdem die Griffe abgenommen waren mittels Schablone und Feile auf einem Feilbock. „Zusätzlich wurde eine Einstelllehre benötigt“, erzählt der Ehrenamtliche. Zwecks Restaurierung hat er die beiden Holzgriffe abgeschraubt und die nicht mehr richtig passenden Gewinde nachgeschnitten. Anschließend wurde das beidseitig eingefettete Sägeblatt gereinigt. Am Ende hat Bruns dann die Schrotsäge entrostet und noch zwei Mal mit Leinöl lackiert. Letzteres sei zeitintensiv gewesen, weil es jeweils drei bis vier Tage gedauert habe, bis das Leinöl getrocknet war. „Jetzt“, so der Ehrenamtliche, „ist die Schrotsäge wieder richtig scharf.“ Und noch dazu ist sie optisch ein wahrer Hingucker.

 

Zwischen jeweils zwei stählernen und beidseitig geschliffenen Schneidezähnen hat das Werkzeug einen Hobelzahn; er drückt das von den Schneidezähnen getrennte Sägemehl aus dem Baumschnitt heraus.

 

Übrigens: Was hierzulande Schrotsäge heißt, ist anderenorts auch unter den Namen Trummsäge, Zugsäge, Quersäge, Blattsäge oder Bauchsäge bekannt. Fast jeder kennt auch noch den Brauch, bei dem zwei Brautleute nach dem Ja-Wort einen kleinen Holzstamm mit der Schrotsäge durchtrennen müssen. So soll sich symbolisch zeigen, ob sich die beiden Frischvermählten gut ergänzen. Allerdings ist das jeweilige Sägeblatt zum Jubel der Hochzeitsgesellschaft in der Regel stumpf...

 

Autor:

THOMAS WÜNSCHE