Schaumburger Zeitung vom 5. Januar 2023

Kuriosität im Heimatmuseum Auetal

Gas-Spartipp in der Energiekrise: Antike Sitzbadewanne wird mit Holz beheizt

HATTENDORF. Es gibt Dinge, die scheinen toter als tot zu sein. Doch dann ändern sich über Nacht die Zeiten – und was für immer in der Rumpelkammer der Geschichte zu verstauben schien, ist plötzlich wieder aktueller denn je. So sieht es jedenfalls Karl Hampel. Der Leiter des Heimatmuseums Auetal steht in der Ex-Schule an der Langenfelder Straße vor einer historischen Sitzbadewanne aus Zink, genauer, aus feuerverzinktem Stahlblech. Die wurde und wird mit Holz beheizt – und spart so das in der aktuellen Energiekrise so teure Erdgas.

Antike Kuriosität und Rarität in einem: Museumsleiter Karl Hampel präsentiert die Sitzbadewanne, die sich vorzugsweise mit Holz befeuern ließ
Antike Kuriosität und Rarität in einem: Museumsleiter Karl Hampel präsentiert die Sitzbadewanne, die sich vorzugsweise mit Holz befeuern ließ

Ein Herstellername ist auf der Antiquität, die früher auch Badestuhl genannt wurde, nicht zu finden; der Name desjenigen, der sie einst dem Museum schenkte, ist nicht überliefert.
Über 100 Jahre altes Exponat
„Das Besondere an dem etwa zwei Zentner schweren und über 100 Jahre alten Exponat ist, dass das Badewasser wahlweise mit Holz oder Briketts erhitzt wurde“, berichtet Hampel. Bedenke man, was das Erhitzen des Wassers mit einer „modernen“ Gastherme künftig kosten wird – Putins Krieg lässt grüßen – sei die Art, wie die Altvorderen einst badeten, geradezu eine Alternative zum Schnäppchenpreis.
Sitzbadewannen mit Kohleöfenl sind seit 1880 bekannt
Badewannen aus feuerverzinktem Stahlblech wurden seit dem Jahre 1840 hergestellt, Sitzbadewannen mit Kohleöfen wie das Auetaler Modell sind seit 1880 bekannt. Die Online-Enzyklopädie Wikipedia bezeichnet sie ausdrücklich als „Kuriosität“. Tatsächlich ist das Exponat an der Langenfelder Straße darüber hinaus auch eine Rarität: Ein gleiches oder auch nur vergleichbares Modell sucht man selbst im Internet vergeblich.

Besucher staunen immer wieder
„Bei unseren Besucherinnen und Besuchern führt die Sitzbadewanne immer wieder zum Staunen“, hat der Museumsleiter denn auch beobachtet. So was habe ich ja noch nie gesehen, seien die häufigsten Kommentare. Dass unsere Groß-, Urgroß- und Ururgroßväter die Heißwasserfreuden in der Auetaler Sitzbadewanne ausgiebig genossen haben, zeigt die Innenseite des Exponats: Die Füllhöhe des Wasserstandes hat dort eine deutlich sichtbare Kalklinie hinterlassen.
Sitzbadewanne ist nichts für Senioren
Was das „Handling“ betrifft, so gibt es zwei Dinge zu beachten: Zum einen ist der Rand der Wanne so hoch, dass sich der Einstieg nur von Menschen bewerkstelligen ließ oder lässt, die noch kein Hüftleiden haben. Oder anders ausgedrückt, seniorentauglich ist die Sitzbadewanne keinesfalls. „Außerdem musste man den Aufenthalt in der Wanne gut timen“, erzählt Hampel. Denn mal eben so schnell heißes Wasser nachlaufen lassen, das ging nicht. Dazu musste man erst mühsam aus dem Gefäß klettern, Holz oder Briketts nachlegen – und währenddessen fröstelnd darauf warten, dass das Badewasser allmählich wieder Temperatur bekam. Das ist ein weiterer Grund, warum sich die Auetaler Sitzbadewanne heutzutage weder für Senioren noch für Singles eignen würde.
Sicherheitshinweise des Herstellers
Denn das Badevergnügen bedurfte oder bedarf stets eines Helfers oder einer Helferin, die das erkaltende Wasser wieder erhitzte oder aber das zu heiße mit mehreren Eimern kaltem Nass wieder abkühlte.
Allerdings waren beim Betrieb zwei Sicherheitshinweise des Herstellers zu beachten, die sich als Hinweis auf der Außenwand der Wanne erhalten haben: „Man feuere erst dann, wenn der Badestuhl so weit mit Wasser gefüllt ist, dass die Oeffnungen, durch welche das Wasser nach dem Ofen tritt, unter Wasser stehen“, heißt es da. War das Baden beendet, konnte der Inhalt der Wanne über einen Wasserhahn am Boden abgelassen werden. Allerdings besagte Hinweis Nummer zwei: „Man entleere den Badestuhl nicht früher, als das Feuer im Ofen erloschen ist.“
Seit 30 Jahren im Bestand des Museums
„Das Einzige, was unserer Auetaler Sitzbadewanne fehlt, ist das Ofenrohr, durch welche die Dämpfe von einem Anschlussstutzen am Boden entweder in den Schornstein oder aber durch eine Fensteröffnung ins Freie geleitet wurden“, sagt Hampel. Das Nostalgie-Schätzchen, das seit etwa 30 Jahren zum Bestand des Heimatmuseums gehört, wartet in einem Raum im 1. Obergeschoss auf Besucher; dort haben die Ehrenamtlichen zusammen mit vielen anderen Exponaten eine Waschküche nachgestellt.
Der Verein für Heimatpflege Auetal als Betreiber des Museums, hat sich in diesem Jahr erstmals dazu entschlossen, zwei Winteröffnungstermine anzubieten.
Heimatmuseum am 15. Januar und 125. März geöffent
Am Sonntag, 15. Januar und am Sonntag, 15. März, ist das Heimatmuseum von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Außerhalb dieser Zeit können Termine mit Museumsvater Karl Hampel vereinbart werden, der unter (0 57 52) 6 00 zu erreichen ist.:

Redakteur:  Dr. Thomas Wünsche